Neunzehn.

Als ich an diesem Morgen auf den Hof fuhr, staunte ich nicht schlecht. Gleich zwei Weimaraner-Rüden kamen bellend auf mich zugelaufen. Natürlich stieg ich direkt aus, während der Landwirt seine Hunde zurück pfiff. Sie hörten direkt und kehrten um. Ob ich Angst vor den Hunden hätte, fragte er mich. Ich schüttelte freudig mit dem Kopf. Ich liebe Weimaraner. 

„Es ist so eine Sache“, meinte er. „Weimaraner haben ja eine gewisse Mannschärfe und nicht jeder mag sie.“ Ich erzählte ihm davon, dass ich selbst lange Zeit einen Hund dieser Rasse an meiner Seite hatte, dass er zu meinem besten Freund wurde und ich mich leider von ihm verabschieden musste. Einer der Hunde schnupperte direkt an meiner Hand und ich fragte den Landwirt, ob ich seine Hunde streicheln dürfe. Natürlich durfte ich das. 

Die Handwerker, die an diesem Tag ein neues Dach auf einem der Gärbehälter anbringen wollten, fuhren auf den Hof. Gleichzeitig kam ein großer Kran an, der das benötigte Material an die vorgesehen Stellen tragen musste. Mit der Hand wäre dieses Unterfangen ein unmögliches gewesen. Ich ließ die Hunde, Hunde sein und kümmerte mich darum, die Arbeiten an der Biogasanlage zu dokumentieren. Filmmaterial, Fotos, das komplette Programm.

Einige Arbeiten dauerten länger. Das Verlegen der Folie, das Befestigen dieser, andere Arbeiten, von denen ich persönlich eher weniger, bis gar keine Ahnung habe. In den Momenten, in denen ich warten musste, um nicht im Weg zu stehen, spielte ich mit den Hunden. 

Weimaraner

Weimaraner sind ausgesprochen intelligente und souveräne Hunde. Ich bemerkte gleich, dass der jüngere der beiden Rüden etwas misstrauischer war als das ältere Tier. Da der Schutztrieb bei Weimaranern sehr stark ausgeprägt ist und ein selbstbewusster Hund nicht wirklich zögert, seine Familie bzw. sein „Revier“ zu verteidigen, war ich selbstverständlich vorsichtig. Hätte er mich gebissen, wäre es meine Schuld gewesen. Aber tatsächlich hatte er während der kompletten Zeit keinerlei Anstalten in diese Richtung gemacht. Er war vorsichtig und behielt alles überwachend im Auge.

Vielleicht bemerkte er, dass von mir keinerlei Gefahr ausging. Immer wieder kam er zu mir, schnupperte und beobachtete mich. Ich gab ihm den Raum, den er brauchte und relativ schnell wurden wir warm miteinander. Und ab diesem Zeitpunkt zeigte sich auch, dass Weimaraner sehr anhänglich werden können, denn sofern es ihm möglich war, blieb er in meiner Nähe. Vielleicht tat er dieses auch nur, um mich gewissermaßen überwachen zu können. Am Ende weiß ich es nicht. Trotzdem: Ich liebe diese Hunderasse. Weimaraner sind so wunderbare Hunde. Sofern sie gut erzogen sind, werden sie zu wirklich großartigen Partnern fürs Leben.

Allerdings, das sollte jeder beachten, Weimaraner sind willensstark. Sie brauchen eine feste Bezugsperson, die es versteht, den Hund konsequent und selbstbewusst zu erziehen. Wenn der Hund einen selbst nicht als ranghöher akzeptiert, funktioniert es nicht mit der Erziehung und das ausgezeichnete Verhältnis bleibt nur Wunschdenken. Erziehung bedeutet im Übrigen nicht mit Gewalt und Aggression zu arbeiten. Im Gegenteil. Gelassenheit und Autorität sind die Schlüsselpunkte. Außerdem braucht ein Weimaraner Zeit, viel Auslauf, viel Auslauf, viel Auslauf und noch mehr Kopfarbeit. 

Und dass er im Grunde genommen ein Jagdhund ist, sollte man auch immer im Hinterkopf behalten. Weimaraner haben eine Raubzeug- und Wildschärfe, was bedeutet, dass sie je nach Größe, Wild stellen bzw. töten können. Ein Anfängerhund ist der Weimaraner auf keinen Fall. Wie gut, dass ich kein Anfänger bin.