Vierzehn.
Es war ein kleiner Riss. Eine Unebenheit. An einer Stelle der Wand hatte sich die Tapete gelöst. Sie stand ab und ich stand davor. Lange schaute auf diese Stelle. Sie war nicht größer als ein Fingernagel. Doch mit genau diesem, knibbelte ich daran. So lange, bis aus der kleinen eine große Stelle wurde. Ich zog eine komplette Bahn ab. Und noch eine. Wenn schon aufräumen, dann richtig. Ich mochte sie eh nicht mehr.
Was übrig blieb, war Putz. Grauer, kalter Putz. Unperfekt schön. Auf die ein oder andere Art und Weise besonders. Fast gemütlich. Das warme Licht der Stehlampe zauberte ein besonderes Farbspiel auf die Wand. Wie schön muss es sein, wenn das Licht der Sonne an der kaltgrauen Wand ihre Kreise zieht. Doch heute fielen nur Regentropfen an die großen Fenster.
Die Bahnen aus Vliestapete lagen auf dem Boden. Die Wand war befreit. Mit der Hand fuhr ich über das verputzte Mauerwerk, spürte den Widerstand und das leichte Kribbeln in den Handflächen. Es fühlte sich gut an. Nicht nur die Wand, auch die Veränderung. Ein leises, ungesehenes, zufriedenes Lächeln flog über mein Gesicht. Es gibt einen Unterschied zwischen Glück und Spaß. Es war ein Spaß, die Bahnen von der Wand zu ziehen. Aber was übrig blieb war Glück.
Als ich das Sofa zurück an seinen Platz schob, war ich mir sicher, dass keine neue Tapete an dieser Wand einen Platz finden würde. Vielleicht etwas Farbe. Vielleicht etwas Struktur. Vielleicht würde das Sofa einen neuen Platz finden. Alles Fragen, die mir durch den Kopf schossen. Und während ihre Antworten auf sich warten ließen, war mir eine Sache ganz deutlich klar. Dieses Jahr wird sich vieles ändern. Und die Veränderungen, sie beginnen gerade erst.