Vierunddreißig.
Als der Tag für mich begann, es war 15 Minuten vor vier, trank ich ein großes Glas Wasser. Einige Augenblicke später zog ich meine Laufschuhe an und ging raus. Eine große Runde durch das zum Teil noch schlafende Dorf. Und als sich um 5:30 Uhr so langsam die Sonne zeigte, beschloss ich, mir diesen Tag zu schenken. Ich beschloss, dass dieser Tag mir gehören und ich nur das tun würde, wonach mir war. Ich erklärte mich selbst zur Priorität.
Zum Frühstück gab es gebratene Eier mit Toast. Dazu Kaffee. Schwarz. Ich las meine E-Mails, arbeitete zwei, drei Dinge ab, die keinen Aufschub duldeten und schaltete danach den Rechner aus. Aus einer Schublade, die vielleicht in den nächsten Tagen aufgeräumt werden müsste, zog ich eine leere Speicherkarte. Die Akkus der Kamera waren geladen, zwei Objektive eingepackt. An diesem Morgen wollte ich, nach dem Morgenlauf, eine Runde um die Talsperre gehen. Gute zehn Kilometer bei leicht wechselhaftem Wetter. Mit dem Schauer, der kurz, dafür heftig war, hatte ich nicht gerechnet. Doch dieser störte mich keinesfalls.
Das Schöne an einem Spaziergang um die Talsperre, jedenfalls an den Tagen, an denen die Wege nicht überlaufen sind, ist die Einsamkeit. Es gibt Tage, da begegnet Dir auf dem Rundweg keine Menschenseele. An diesen genieße ich die Ruhe, die dort in der Heide herrscht und schaffe es, meine Gedanken zu ordnen. Und genau aus diesem Grund hatte ich mich an diesem Morgen dazu entschlossen, mir diesen Tag zu schenken. Wenn ich Klarheit brauche, finde ich diese nur in der Stille. Unter Menschen gibt es sie für mich nicht.
Hin und wieder, leider viel zu selten, setze ich mich an das Ufer des Stausees. Dort beobachte ich die Wellen, die Wasservögel oder verliere mich in der Betrachtung der Wolken, die majestätisch am Himmel entlang ziehen. In diesen Augenblicken lasse ich den Strom der Gedanken außer Acht und kümmere mich vollkommen auf den gegenwärtigen Augenblick. Auf die Zeit achte ich nicht. Vielleicht ist das der Grund, warum ich nur selten dazu komme. Vielleicht achte ich zu viel auf die Zeit.
Obwohl an diesem Tag, die Zeit keine Rolle spielte, saß ich nicht am Ufer des Sees. Mir war nicht danach. Ich hatte Lust, um den See zu gehen, durch die Heide zu spazieren, frische Luft zu atmen und dabei meine Gedanken zu ordnen. Und ganz ehrlich? Es fühlte sich richtig an. Am Ende der gut zehn Kilometer langen Strecke, fühlte ich mich frei. Am Auto angekommen, zeigten die Zeiger der Uhr gerade zwölf.
Am Nachmittag hatte ich ein wunderbares Telefongespräch. Die Zeit verflog. Die Abendstunden hingegen zogen sich etwas. Wie spät es gerade ist? Keine Ahnung. Ich achte zu viel auf die Zeit.