Siebenundvierzig.
Warum zur Hölle melden sich diese blöden Feuermelder immer nur nachts, wenn die Batterie leer wird? Gibt es da draußen einen sadistischen Entwickler, der sich einen Spaß daraus macht, diese Dinger so zu konzipieren, dass sie einen genau dann aus dem Schlaf reißen, wenn man am dringendsten Ruhe braucht? Heute Morgen, gegen drei Uhr, fing der Wahnsinn an. Ein lautes Piepen irgendwo im Haus. Ich bin, wie von der Tarantel gestochen, aufgesprungen und hab mich auf die Suche gemacht. Aber natürlich, als ich auf Spurensuche ging, war der verdammte Melder mucksmäuschenstill. Also bin ich wieder ins Bett. Kaum fast eingeschlafen, geht die Sache von vorne los. Dieses Mal gefühlt noch lauter. Verdammt nochmal!
Völlig übermüdet versuche ich den Schuldigen zu finden, der es wagt, meinen Schlaf zu stören. Fehlanzeige. Der verfluchte Feuermelder macht keinen Mucks. Schlau wie ich bin, denke ich mir, dass es leichter sein würde, alle diese Teile von der Decke zu reißen und auf die Küchenarbeitsplatte zu verfrachten. Jetzt sitze ich mit einer frischen Tasse Kaffee und meinem MacBook in der Küche und fange an zu arbeiten. Die Feuermelder, ganze sechs Stück davon, ruhen friedlich und schweigen. Kein Piepser mehr. Nur das Brummen der Küchenlampen nervt etwas. Die muss ich wohl fester anschrauben. Na ja, was soll’s? Irgendetwas ist ja immer.
Ehrlich gesagt, ist das alles halb so wild. Mit zunehmendem Alter regt mich sowas nicht mehr so auf. Man wird gelassener. Akzeptiert mehr. Und das ist nicht wirklich stressig. Stressig wäre es, wenn einer dieser Teile anschlägt, weil es wirklich brennt. Dann müsste ich schnell etwas zum Anziehen finden, die Feuerwehr rufen und mich darüber ärgern, dass ich nichts Vernünftiges im Haus habe, um den Helfern etwas anzubieten. Kaffee vielleicht. Wasser haben die eh genug. Damit würde ich keinen Blumentopf gewinnen. Da ziehe ich lieber eine schwache Batterie vor, die sich still verhält, wenn sie weiß, dass sie nicht mehr alleine ist. Und so ohne Brandgeruch und Feuerwehr kann ich meinen Morgen genießen und mich auf meine Arbeit konzentrieren. Das frühe Aufstehen ermöglicht es mir oft, nachmittags in die Natur zu gehen, weil die Arbeit dann erledigt ist.
Wo wir gerade beim Thema Arbeit sind: Ich bin nicht der Typ, der alles so macht, wie die Marketingexperten es einem vorschlagen. Irgendwas in mir treibt mich dazu, immer genau das Gegenteil zu tun. Eben das, was „man“ angeblich nicht tun sollte. Mag sein, dass das nicht immer die klügste Idee ist, aber am Ende ist das nicht wichtig. Hauptsache, es gefällt mir und passt zu meinem Leben. Und so sitze ich jetzt hier neben meinen stillen Feuermeldern und überlege mal wieder, wie ich alles anders machen kann. Denn es gibt ein paar Dinge, die mich nerven, und die möchte ich aus meinem Leben verbannen. Leben bedeutet Veränderung, wer auch immer das gesagt hat. Keine Ahnung, aber Recht hatte er auf jeden Fall.
Und apropos Veränderung: Am Sonntag zieht mein neuer bester Freund ein. Talko, ein junger Weimaraner-Rüde, wird mein Leben und meine Arbeitsweise komplett auf den Kopf stellen. Das zwingt mich dazu, auf positive Art und Weise Umstellungen vorzunehmen und Dinge zu überdenken. Erst einmal muss ich aufräumen. Ich habe so viele unbearbeitete Fotos, die endlich bearbeitet und auf Instagram veröffentlicht werden wollen. Vielleicht miste ich das soziale Netzwerk auch aus und entferne alles, was mir nicht mehr gefällt – Fotos, Texte und sogar Menschen, die mich nicht mehr inspirieren. Mal sehen. Und am Ende des Tages werde ich die Feuermelder wieder an die Decke hängen. Vielleicht werde ich morgen früh wieder durch das Gepiepe aufwachen und mein Leben neu überdenken. Aber jetzt? Jetzt gönne ich mir erstmal einen weiteren Kaffee und brate mir ein paar Eier. Ich habe nämlich Hunger.