Sechsundfünfzig.
Das Universum in dir antwortet auf jeden deiner Töne.
Der Duft von frisch gemähtem Gras und alten Holzbalken lag in der Luft. Jenes kleine, ruhige Dorf, das sich sanft an den Fuß eines alten, vergessenen Berges schmiegte, schien in einer anderen Zeit verloren zu sein. Die kleinen, engen Gassen waren gesäumt von steinernen Häusern, deren Fensterläden von Moos und Alter gezeichnet waren.
Ein junger Mann, dessen Augen das traurige Echo von unerfüllten Träumen trugen, wanderte durch diese Gassen. Seine Schritte waren leise, fast zögerlich, als suchte er etwas, das ihm bisher entgangen war. Die Sonne hatte ihren Höhepunkt erreicht, und die Blätter der Bäume wogten sanft, fast wie im Takt eines alten Wiegenlieds.
Inmitten dieser friedlichen Kulisse stieß er auf einen Garten, in dem die Zeit stillzustehen schien. An einem kleinen Bach, der durch das Grün plätscherte, saß eine alte Frau. Ihr Haar war silbergrau, und ihre Augen, klar und tief, erinnerten an jene Bergseen, in denen man die Unendlichkeit zu erkennen glaubte. Trotz der Falten, die von Erlebnissen und Weisheiten zeugten, strahlte sie eine zeitlose Schönheit aus.
Ohne zu zögern trat er näher. „Verzeihung“, begann er mit zitternder Stimme, „irgendetwas zieht mich zu Ihnen hin. Als hätten Sie Antworten auf Fragen, die ich mir selbst nicht stellen kann.“
Sie lächelte, und in diesem Lächeln lag die Ruhe und Sanftheit eines ewigen Verständnisses. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der nur das Plätschern des Baches zu hören war, antwortete sie:
„Höre gut zu. Vielleicht ist es mehr eine Geschichte als ein Rat. Die Wahrheit, die in meinen Worten liegt, musst du selbst ergründen.
In jedem von uns gibt es eine endlose Weite, ein unergründliches Universum. Wenn du das Denken einstellst, beginnt dieses Universum zu pulsieren und zu leben. Stell dir vor, du stehst an der Schwelle zu einer unbekannten Welt. In dem Moment, in dem du loslässt und nicht mehr versuchst, jemand oder etwas zu sein, in dem Moment, in dem du alle Bindungen ablegst und dich in die Leere hineinfallen lässt, entfaltet sich das wahre Wunder deines Seins.
Je mehr du dich dieser Ursprungsquelle näherst, dieser endlosen Einheit, desto mehr wirst du spüren, wie das energetische Feld um dich herum pulsiert. Es ist, als ob du dich in einem Meer aus Energie befindest. Jedes Gefühl, das du in diesem Zustand hegst, wird zu einer kraftvollen Welle, die durch das Meer schwingt.
Du fragst nach Wohlstand, nach Fülle? Aber es ist nicht das Gold oder die Juwelen, die du suchst. Es ist das Gefühl des Reichtums, das in dir aufsteigt, wenn du in Einklang mit dem Universum stehst. Es ist, als würdest du von innen heraus leuchten, und dieses Licht zieht alles Gute zu dir.
Verliere dich in diesen Worten. Lerne, dein Gefühl und den Wunsch zu spüren, bevor es Form annimmt, und du wirst sehen, wie das Universum dir antwortet. Denn nur in diesem Tanz zwischen dem Unsichtbaren und dem Sichtbaren entsteht die wahre Magie des Lebens.“
Für einen Moment hing eine schwere, meditative Stille zwischen ihnen. Es war nicht die Art von Stille, die drückt oder erdrückt, sondern die Art, die Raum zum Atmen gibt. Es schien, als ob die Welt für diesen winzigen Augenblick stillgestanden hätte, als wolle sie der Weisheit, die zwischen den beiden ausgetauscht wurde, Tribut zollen.
Der junge Mann schloss seine Augen. Unter seinen Lidern tanzte das Nachbild der Sonne, und er ließ die Worte der alten Frau durch sich hindurchströmen, als wären es Melodien aus einer vergangenen Zeit. Er atmete den Duft von frischem Heu und die süßliche Note von reifen Äpfeln ein, die aus den Ständen des Marktes zu ihm herüberwehten. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er über den Dächern der Hütten den Himmel. Die Wolken hatten sich zurückgezogen und machten Platz für eine Symphonie aus Orange, Purpur und Violett – das stille Zeugnis eines bevorstehenden Sonnenuntergangs.
Seine Stimme zitterte, als er sprach, „Danke. Es fühlt sich an, als ob ich in den Tiefen meiner Seele einen Schatz entdeckt hätte, den ich bis jetzt übersehen hatte.“
Die Frau lächelte sanft. Sie öffnete einen kleinen, abgenutzten Beutel und zog eine glänzende Steinperle heraus. Der Stein schimmerte im Licht des späten Nachmittags, als sie sagte: „Trage dies bei dir. Es wird dir helfen, dich an das zu erinnern, was in dir ist.“
Er nickte und steckte die Perle behutsam in die Tasche seiner Jacke. Als er aufstand und sich abwandte, legte sie ihre Hand – so warm und tröstlich – auf seinen Arm. „Vergiss nie“, flüsterte sie, „das Universum in dir antwortet auf jeden deiner Töne. Es liegt an dir, welche Melodie du spielen möchtest.“
Mit einer Mischung aus Demut und neuer Entschlossenheit setzte er seinen Weg fort, die Weisheit der alten Frau wie einen Talisman bei sich tragend. Die Sonne ging hinter den Bergen unter, und das Dorf erstrahlte in einem goldenen Licht, das jedes Dach und jeden Steinweg in warme Farben tauchte. Für den jungen Mann begann ein neues Kapitel, eines voller Erkenntnis und Hoffnung.
Bild: Midjourney