Neunundvierzig.

Heute spielt das Wetter in etwa den Namen dieser Webseite nach. „Regen & Sturm“. Es gießt als hätte jemand den universalen Wasserhahn voll aufgedreht, der Sturm jedoch schafft es gerade mal bis zum ambitionierten Lüftchen. Naja, sei’s drum. Ich, persönlich, stecke das locker weg. Gleiches gilt für Talko. Der liegt in seiner Schlechtwetter-Position unter meinem Tisch, direkt zwischen meinen Füßen, und schnarcht sich den Regen weg. Später, wenn der Duschkopf mal auf Sparflamme steht, ziehen wir los und nehmen uns die Welpen-Erziehung vor. Die muss auf dem Plan stehen, um aus dem Weimaraner Kerlchen keinen Weimaraner Unruhestifter werden zu lassen. Denn mal ehrlich, wer braucht schon so einen Kerl? Ich sicherlich nicht.

Ich muss sagen, ich bin ziemlich guter Dinge. Talko ist munter, neugierig und so wissenshungrig wie ein Erstsemester im Jura-Studium. Dazu ist er noch aufmerksam und hat ’ne Lernbereitschaft wie ein Streber vor der Mathe-Klausur. Das habe ich gestern schon gemerktt, als er dabei war, sein Kuscheltier zu zerpflücken, als gäbe es dafür Treuepunkte. Ein schnelles, scharfes Nein, und er hat die Kuschel–Folter-Tortur beendet. Direkt danach gab’s für ihn Lob im Überfluss. Es ist wie mit dem Programmieren: Null und eins. Keine endlosen, verknoteten „Ach-Talko-du-bist-doch-ein-so-braver-Hund“-Monologe und auch keine „Talko-wenn-du-nicht-aufhörst-dann-wird-Herrchen-mal-richtig-sauer“-Ultimaten. Einfach nur klare Regeln für ein harmonisches Miteinander, das so harmonisch ist wie ein Yin-Yang-Symbol. Und das funktioniert wie ein gut geöltes Getriebe.

Klar, es wird auch Momente geben, die weniger glanzvoll ablaufen. So zum Beispiel heute Morgen, als Talko den Kaminzimmer-Teppich, der so kuschelig ist wie ein Teddybär, mit dem Rasen im Garten verwechselt hat. Hätte er auf seine innere Pantone-Farbkarte gehört, hätte er diesen Unterschied definitiv erkannt. Der Teppich ist nämlich nicht grün. Aber nix da. Und ich? Nun, ich hab für ’nen Wimpernschlag nicht auf ihn geachtet, so wie ein Fußballfan auf das Spiel, wenn er gerade ein Bier holt. Zack, schon ist es passiert. Talko hat sich ein klitzekleines bisschen, sagen wir mal, erleichtert. Kein atomarer Fallout, zum Glück. Und bei so einem Teppich – den krieg ich sauberer als eine OP-Schwester ihre Instrumente. Mein Fehler, nicht seiner. Und für die, die glauben, man sollte nach solch einem Fauxpas dem Hund die Nase ins Malheur tauchen – denen würde ich gern ins Ohr flüstern, dass sie einen Schatten haben. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ohne derb zu werden.

Aber jetzt, in diesem exakten Nano-Moment, pennt der kleine Kerl wie ein Rentner nach dem Mittagessen. Er schnarcht vor sich hin, als hätte er eine Kettensäge verschluckt. Total abgefahren, wie diese „kleinen“ Fellnasen zu so einem Orchester fähig sind. Mir soll’s recht sein. Aus meinen Boxen schmeicheln die beruhigenden Töne von Ocie Elliot an mein Ohr und ich frickel ein bisschen an meinem Online-Shop rum, weil so ein Miniaturrevierwächter wie Talko natürlich auch gefüttert werden will, versichert sein möchte und ganz klar der Staat auch noch seine Pfoten im Spiel hat. Ein Hund ist halt kein Stubentiger, kein Zierfisch und schon gar kein Nagetier. Obwohl ich mir bei der Geschichte mit den Nagetieren nicht hundertprozentig sicher bin. Das mit der Kettensäge hingegen war maßlos übertrieben.

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  1. […] Und wenn ich nicht gerade mit dem Kopf in den juristischen Tiefen steckte, spielte ich mit Talko. Aber der Kleine ist so mini, dass er quasi dauernd in den Schlummermodus schaltet und die meiste […]

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