Fünfundvierzig.
Wer bin ich? Und wie wird sich meine Geschichte weiterentwickeln? Ich befinde mich an der Westseite dieses kleinen Hauses und beobachte, wie die Sonne am Horizont verschwindet. Der sanfte Duft von Moos und Tannennadeln liegt in der Luft. Der Abschluss des Tages trägt die Frische der jungen Nacht an den alten Backsteinmauern entlang. Während ich mein gekühltes Erfrischungsgetränk genieße, stellt Jessica mir drei essentielle Fragen. Die erste Frage, wie sie sagt, lautet: „Entspricht dies deinem Wunsch?“ Die zweite Frage, die ich mir stellen soll: „Ist dies wirklich das, was du willst?“ Und schließlich die dritte und wohl bedeutendste Frage: „Möchtest du dies wirklich?„
Zweiundvierzig Jahre alt, denke ich manchmal, und obwohl ich mich längst mit meinem Alter arrangiert habe, erstaunt es mich immer wieder, dass ich nicht alle Fragen des Lebens beantworten kann. Ich frage mich gelegentlich, ob das allen Menschen in meinem Alter so geht oder ob ich damit allein bin. Mein Leben? Es ist schwer zu erklären. Es war sicherlich nicht so spektakulär, wie ich es mir manchmal ausgemalt hatte, aber zum Glück habe ich mich nicht im unteren Drittel verirrt. Es ist eher wie eine Achterbahnfahrt, mit mehr Tiefen als Höhen, aber es scheint sich langsam nach oben zu entwickeln. Ich bin nichts Besonderes. Nur ein gewöhnlicher Mann mit gewöhnlichen Gedanken, der ein gewöhnliches Leben geführt hat. Wenn ich eines Tages sterbe, wird niemand Denkmäler für mich errichten und mein Name wird bald vergessen sein. Doch dieser Tag ist noch nicht gekommen. Stillschweigend betrachte die Fragen, die Jessica mir gab.
Mein Smartphone im Flugmodus liegt vor mir, während ich mein Leben auf einem alten Blatt Papier mit einem stumpfen Bleistift reflektiere. Jede Etappe, jeder Meilenstein, jede Beziehung, jede berufliche Tätigkeit, jede Person wird durch den Filter dieser Fragen hindurchgedrückt. Während ich nach und nach Erkenntnisse darüber gewinne, was ich nicht mehr will, wird mir klar, dass die Zeit es mir oft nicht leicht gemacht hat, unbeirrt meinen Weg zu gehen. Vielleicht habe ich zu viele Kompromisse geschlossen und muss nun feststellen, dass der Weg zwar immer noch gerade verläuft, aber mit den Geröll gefüllt ist, der sich im Laufe eines Lebens nun einmal anhäuft. Ich huste heftig, blinzele auf die Uhr und erkenne, dass es an der Zeit ist. Ein Mensch kann sich offenbar an alles gewöhnen, wenn man ihm nur genügend Zeit lässt.
Gewohnheit. Sie kann uns Stabilität und Sicherheit bieten, zweifellos auch Komfort. Dank ihr können wir uns auf andere Aspekte des Lebens konzentrieren und unsere Energien nicht ständig für Veränderungen und Anpassungen verschwenden. Doch inmitten dieser Bequemlichkeit besteht die Gefahr, dass wir uns in einer Komfortzone verlieren, die uns daran hindert, uns weiterzuentwickeln, neue Erfahrungen zu machen oder uns neuen Herausforderungen zu stellen. Wenn wir uns an bestimmte Situationen, Beziehungen oder Lebensweisen gewöhnen, könnten wir uns selbst einschränken und all die Chancen und Möglichkeiten verpassen, die außerhalb unserer vertrauten Zone liegen. Erinnert mich das nicht an die Worte von Ambrose Gwinnett Bierce? „Gewohnheiten sind die Fesseln des freien Menschen.“
Sich selbst zu hinterfragen, ob man wirklich dieses oder jenes möchte, bedeutet immer, dass man seine Gewohnheiten, Sicherheiten und seine Stabilität in Frage stellt. Es ist ein schmerzhafter Prozess, sich selbst zu fragen, was man nicht möchte, denn dadurch werden alte Muster aufgebrochen und falsche Masken ablegt. Man beginnt damit, die Dinge zu hinterfragen, mit denen sich das Ego identifiziert hat, und sie sogar loszulassen. Was am Ende übrig bleibt? Das ist ungewiss. Doch das Wissen darüber, was man nicht will, ist von unschätzbarem Wert, um zu erkennen, wer man wirklich ist. Und wenn man das erkannt hat, erfährt man vielleicht, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird. Vielleicht…