Fünf.
Es gibt da diese Werbung. Von Apple. Eine großartige Werbung. Über die Produkte dieses Unternehmens lässt sich streiten. Ich mag sie. Aber mehr noch mag ich die eben erwähnte Werbung. Warum? Ganz einfach. Wegen der Botschaft und dem Aufruf anders zu denken.
Ein Hoch auf die Verrückten. Heißt es da. Ein Hoch auf die Verrückten, auf die Außenseiter und Rebellen, die Unruhestifter und Querköpfe. Ein Hoch auf die Menschen, die die Dinge anders sehen. Sie pfeifen auf die Vorschriften. Sie haben keinen Respekt vor dem Status quo. Man kann sie zitieren, ihnen widersprechen, sie verherrlichen oder verleumden. Nur ignorieren kann man sie nicht, denn sie verändern die Welt und treiben die Menschheit voran.
Während einige sie für verrückt halten, betrachten wir sie als Genies. Denn Menschen, die verrückt genug sind zu glauben, dass sie die Welt verändern können, werden es eines Tages tun.
09:02 Uhr
Meine erste Kamera war ein Trostpreis. Eine kleine, unscheinbare Kamera aus grauem Plastik. Mit einer 35mm Linse. Analog, wohlgemerkt. Ich glaube, digitale Kameras gab es zu jener Zeit noch nicht. Neun Jahre alt muss ich gewesen sein, oder zehn. Irgendwas in diesem Spielraum. Die Kamera war ein Trostpreis für einen der letzten Plätze beim Kinderkönigschießen. Vielleicht sogar war es der letzte Platz. Heute spielt es keine Rolle mehr und doch eignet sich diese Erinnerung für eine kleine Geschichte.
Leicht niedergeschlagen kam ich früher als erwartet vom Kinderschützenfest nach Hause. Ich warf die Kamera auf den Tisch und setzte sich zu meiner Oma. Sie bemerkte meine Traurigkeit, sagte aber kein Wort. Stattdessen begutachtete sie meinen Trostpreis, ging zu ihrem Wohnzimmerschrank und zog, aus einer Schublade, einen Farbfilm heraus. Diesen legte sie in die Kamera ein und sagte mir, dass ich nun meine kleine Welt festhalten könne. Oder so ähnlich. An den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr.
Was für eine Enttäuschung. Die ersten 24 Bilder waren grauenhaft. Verwackelt, unscharf, beschissen wäre noch geprahlt. Ich bekam einen zweiten Film. Einen dritten. Einen vierten. Und mit jedem Mal wurden die Ergebnisse besser. Es funktioniert immer nicht alles beim ersten Mal. Nun gut. Die Filme gingen dahin, Bilder wurden entwickelt und irgendwann erkannte ich, dass dieses Hobby eben seinen Preis hatte. Aus finanzieller Sicht. Ich konnte mir nicht immer einen neuen Film leisten und die Entwicklung kostete ebenfalls Geld. Also legte ich die Kamera weg und vergaß sie.
Viele, viele, viele Jahre später kamen die ersten digitalen Kameras auf den Markt. Ich hatte mir in der Zwischenzeit längst eine analoge Spiegelreflexkamera geleistet, mühsam zusammengespart und für diese auf einiges verzichtet. Die digitalen Kameras allerdings veränderten (für mich) alles. Die Möglichkeiten waren grenzenlos. Immer wieder zeigte ich meiner Oma meine Fotos und manchmal war sie begeistert. Weniger begeistert war sie, wenn sie das Motiv war.
Einige Zeit, nachdem meine Oma gestorben war, rief meine mich meine Mutter zu sich. Sie kam aus Omas Schlafzimmer und hatte eine kleine Schachtel in der Hand. Diese drückte sie mir in meine Hand. „Hier“, sagte sie, „das gehört Dir.“ Ich öffnete die Schachtel und in dieser befand sich eine kleine, unscheinbare Kamera aus grauem Plastik. Mit einer 35mm Linse. Analog, wohlgemerkt. Es war meine Kamera aus Kindheitstagen und Oma hatte sie all die Jahre aufbewahrt. Ich dachte immer, ich hätte sie verloren.