Zwölf.
In der Kiste einer Logopädie-Praxis lagen eine Vielzahl verschiedener Bücher für Kinder. Es gab Bücher über die Feuerwehr, Bücher über die Polizei, einige erzählten Märchen, andere vermittelten Wissen. Viele der Bücher waren großformatig, in vielen bunten Farben gestaltet. Doch zwischen all den Büchern stach eines hervor. Nicht, weil es besonders bunt war. Nicht, weil es besonders groß war. Es war der Titel des Buches. Es hieß: Die besten Beerdigungen der Welt.
Ich war beruflich in der Praxis. Meine Aufgabe bestand darin, einige Fotos aus dem Praxisalltag anzufertigen. Fotos, die später auf einer Webseite, in den sozialen Medien und in einigen Prospekten zu sehen sein werden. Demensprechend konzentrierte ich mich auf den Grund meines Daseins und ließ das Buch, Buch sein. Dennoch hatte der Titel, als auch die Tatsache das es ein Kinderbuch war, mich beeindruckt.
Zurück im Büro ließ mich das Buch nicht los. Drei Kinder gründen an einem langweiligen Tag ein Beerdigungsinstitut. Ein Institut für all die toten Tiere, die niemand sonst beachtet. Sie möchten für diese Tiere die besten Beerdigungen der Welt ausrichten. Mit einer verstorbenen Hummel, die sie während ihrer Langeweile finden beginnt alles.
Die Kinder verteilen Aufgaben. Ein Kind schaufelt, eines trägt am Grab ein Gedicht vor und ein Kind muss weinen. Nach dieser ersten Beerdigung stellen sie fest, dass eine Beerdigung für ein Institut nicht genug ist. Doch wo bekommt man jetzt nur toten Tiere her? Eines der Kinder greift zum Telefon…
Beerdigungen.
Nachdem ich mich ein wenig über dieses Buch informiert habe, dachte ich darüber nach, wie die besten Beerdigungen der Welt wohl aussehen würden. Die Beerdigungen, die ich bislang besuchen musste, gehören nicht dazu. Definitiv nicht. Können Beerdigungen schön sein? Schließlich ist es doch ein definitives Abschiednehmen, von dem niemand mit Sicherheit sagen kann, ob es ein Wiedersehen geben wird.
Ich habe mich gefragt, wie meine Beerdigung aussehen wird und ob ich vielleicht auf eine andere Art und Weise sehen kann, wie sie abläuft. Und was wäre, wenn der Rahmen des Ganzen nicht dem entspricht, wie ich es mir gewünscht hätte? Vielleicht, so dachte ich weiter, wäre es ja gut, zeitnah meine eigene Beerdigung zu planen. Einfach nur, damit sie nicht allzu ätzend wird. Wenn es „Einladungskarten“ geben wird, das kann ich jetzt schon mit Gewissheit sagen, sollte folgender Satz auf jeden Fall darin zu finden sein:
Wer in schwarz kommt, ist ein Asi.
Naja. Bis dahin sind wahrscheinlich noch ein paar Tage Zeit. Dennoch finde ich den Gedanken, mich mit meiner eigenen Beerdigung zu beschäftigen gar nicht zu abwegig. Wäre doch schön, wenn alles so läuft, wie ich es mir in etwa vorstelle. Eine katholische Beerdigung, auf der gesagt wird, man müsse für meine Sünden beten, möchte ich nicht. Zum Glück muss ich mir diesbezüglich keinerlei Gedanken machen. Ich bin längst ausgetreten.