Einträge von Torsten

Siebenundsechzig.

Als die Uhr gestern Abend 22:00 Uhr anzeigte und draußen das Schwarz der Nacht sich verdichtete, griff eine Müdigkeit nach mir, die ich zu kennen schien. Es fühlte sich an, als würde eine verblasste Erinnerung, eine alte Freundin aus vergangenen Zeiten, sanft, aber bestimmend, ihre kalten Finger auf meine schweren Schultern legen. Die einkehrende Kühle […]

Sechsundsechzig.

Bei Tagesanbruch, in jenen flüchtigen Minuten vor fünf, befinde ich mich meist im Garten, den Blick erhoben zu den unzähligen Sternen. An Tagen von außergewöhnlicher Klarheit offenbart der Himmel mir eine Fülle, die jegliche Vorstellungskraft sprengt. Wenn dann die Uhr fünf schlägt, die Menschen in ihren Häusern langsam aus dem Schlummer der Nacht erwachen und […]

Fünfundsechzig.

Sigrun und Chandra saßen vor dem Gästehaus auf einer schlichten Holzbank. Der Himmel darüber war ein Farbenspiel: Polarlichter in hypnotischem Grün tanzten im Einklang mit dem schüchternen Silber des Mondes, der den Fjord in zartes Licht tauchte. Aus dem Fenster des Hauses strahlte ein warmes Leuchten, welches das Gras zu ihren Füßen berührte und es […]

Vierundsechzig.

Im kühlen Licht des frühen Morgens, das sich zaghaft und schüchtern über die Landschaft legt, spüre ich eine Reinheit, die der erwachenden Welt vorbehalten ist. Weit entfernt vom murmelnden Lärm des nahen Dorfes, erstrecken sich die alten Feldwege, gleichsam als würden sie Zeugen einer längst vergangenen Zeit sein. In dieser Stunde, wo das morgendliche Zwielicht […]

Dreiundsechzig.

In der Schwärze der Nacht, als alles um sie herum in der Versenkung des Dunkels eintauchte, brach nur das verschwommene Antlitz des Mondes durch und zeichnete sich wie ein verschleiertes Gemälde auf dem See ab. Das silbrige Licht, das die Oberfläche des Wassers streichelte, brachte die Seerosenblätter zum flüstern. Es gab ihnen das schattenhafte Leben […]

Zweiundsechzig.

In der klaren Mittagsstunde warf die Sonne ein blendendes Licht auf die Scheibe eines unscheinbaren Wagens. Das Fahrzeug schien nicht für besondere Anlässe gemacht, sondern für das Leben an sich. Er stand daneben, die Hand schon fast automatisch in der Tasche. Ein vertrautes, leicht metallisches Geräusch begleitete den Moment, in dem er eine Zigarette hervorzog […]

Einundsechzig.

In der zarten Dämmerung des beginnenden Tages, als der Horizont gerade begann, seine Schatten abzuwerfen, spiegelte der Tau – filigran und makellos – auf den Spinnweben das zarte Gleichgewicht des Lebens. Es war ein Kunstwerk, geformt von der Natur selbst, in dem jeder Tropfen das Licht einfing und es in einem Spektrum von Farben zurückgab, […]

Sechszig.

In meiner Brust, ein Gefühl, als ob zwei Herzen ihre eigenen Rhythmen spielen. Ein Herz pulsiert, animiert von der süßen Erwartung des Neuen, während das andere, in der Stille seiner Kammer, vor Unbekanntem zurückweicht. Diese Doppelgänger der Gefühle bilden eine eigenartige Symphonie, ein Wechselspiel aus Vorfreude und Vorsicht, das sich ständig in mir dreht. Es […]

Neunundfünfzig.

Manchmal, in stillen Augenblicken, erlaube ich meiner Fantasie, durch die Zeit zu wandern, hinein in eine noch unbekannte Zukunft. Dort, in einem Szenario, das mir so greifbar erscheint, dass ich beinahe glaube, die Konturen dessen, was geschehen wird, schon erkennen zu können, sehe ich mich selbst, sitzend an der Schwelle des Todes. Die Gedanken, die […]

Achtundfünfzig.

Ich erinnere mich. Es ist manchmal so, dass manche Abende in der Erinnerung verharren, sich festsetzen, nicht loslassen. Wie ein schwerer Tropfen Tinte, der sich in einem Buch festsetzt und ein Zeichen hinterlässt, das man nicht mehr vergessen kann. An diesem Abend, im August, war es genau so. Ich erinnere mich an Richards Worte, aber […]